Als erster vollelektrischer Alfa Romeo muss der Junior beweisen, ob die Marke auch im kommenden E-Zeitalter ihre DNA glaubhaft auf die Straße bringen kann.

Das klingt ehrlicherweise spannender als es ist. Denn natürlich können die Italiener das. Das Design hat einen in der Sekunde vereinnahmt und technisch liegt man via Zugriff auf die Stellantis-Regale sowieso in einem gemachten Nest. So gesehen haben wir das vielleicht falsch formuliert. Es müsste heißen: „Er muss beweisen, dass er sich von seinen Konzerngeschwistern und eh überhaupt vom Rest aller E-City-SUVs wohltuend abheben kann“. So viel vorweg, auch das lässt sich mit kleinen Einschränkungen bejahen.

Kleiner Schritt zur Seite: Den Junior gibt es auch als mild-hybriden Turbobenziner. Wer sich also mehr über einen neuen Einstiegs-Alfa als über den E-Antrieb freut, darf gerne weiterlesen. Freilich zieht der „Elettrica“ als quasi Erstgeborener die meisten Blicke auf sich. Wir fuhren die mit 156 PS schwächere Version, kombiniert mit der sehr attraktiven zweithöchsten Ausstattung „Speciale“, Kaufpreis EUR 41.900,00. An Bord hatten wir noch das Technologie- und Sport-Paket Interior, beides angesichts von Features wie Matrix-LED, induktives Handyladen, Sabelt- Sportsitze und viel Alcantara quasi Pflichtposten.

Bei „156 PS“ wird es bei vielen klingeln, ja das ist der über den gesamten Konzern verstreute Einheitsantrieb. Hier ist sie, die angesprochene Einschränkung in Sachen Individualität. Wobei das nur eine Kopf-Sache ist, klar, kein Alfisti wird gerne daran erinnert, dass der Motor seines Schätzchens auch Fiat, Opel & Co antreibt. Solange Leistung und Benehmen passen, kann ihm das aber egal sein. Also die druckvollen 9,0 Sekunden für den Sprint von 0 auf 100 km/h dankbar annehmen und die 260 Newtonmeter und die realistische Reichweite von gut 350 Kilometern genießen.

Zumal sich querdynamisch eh Unterschiede auftun. Ist objektiv eventuell nicht messbar, vielleicht lag es auch an den Schalensitzen und dem Leder/Alcantara- Lenkrad, aber wir hatten Überland eine Menge Spaß. Knackiges Fahrwerk, präzise und agile Lenkung und lediglich minimales Untersteuern im Grenzbereich trieben uns manch Grinsen ins Gesicht. Hier lässt der Junior das City-SUV konsequent hinter sich und gebärt sich als waschechter Alfa.

Und ganz ehrlich, bei dem Design war eh nichts Anderes zu erwarten. Bei der Namensgebung beruft Alfa sich ja auf historische Giulias, was im Zusammenhang mit einem City-SUV am Papier ziemlich bemüht wirkt. In echt aber passt das schon, weil der Junior einfach so verdammt cool aussieht. Typisch Alfa die Front mit dem zentralen Scudetto und einer einzigartigen und charakterstarken LED-Lichtsignatur. Fast noch markanter das schwungvolle Heck, „Rosso Brera“-Lackierung und 18-Zöller in Diamantoptik übernehmen den emotionalen Rest.

Via dem schon erwähnten Sport-Paket hält das Interieur gut mit, die in klassischen Tuben verpackten digitalen Instrumente zeugen von viel Liebe zum Detail. Die Bedienung via Touchscreen und einigen Tasten ist Top, detto die Verarbeitung. Und weil der Junior auch feine Platzverhältnisse hat, einen variablen Kofferraum und viele Ablagen geht er final auch rational als verdammt gutes elektrisches City-SUV durch