MAalex | Martina Pizzigoni & Alessia Fallica
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MAalex (*2019) ist ein Künstler- und Kuratorenduo, das von Martina Pizzigoni (*1998) und Alex Fallica (*1998) gegründet wurde. Derzeit absolvieren sie das MA Interface Culture Programm an der Kunstuniversität Linz. Zu den jüngsten Ausstellungen von MAalex gehören Ars Electronica Festival 2023, Linz (AT), Speculum Artium Festiva 2023, Trbovlje (SLO), Pixxelpoint Festival 2023, Nova Gorica (SLO), Recto VRso 2024, Laval (FR), WIP Festival 2024, Nikosia (CYP).
Tutta Notte Buia, 2025
Die hier gezeigte Arbeit ist das zweite Kapitel in MAalex’s Forschungsreihe Death on the Internet, in der das Künstlerduo Trauer im digitalen Zeitalter untersucht. Die Arbeit thematisiert den Tod als kollektives, geteiltes Ereignis, das individuelle Grenzen überschreitet und Trauermechanismen innerhalb digitaler Gemeinschaften sichtbar macht. Der Titel bezieht sich auf den griechisch-salentinischen Ausdruck Panta nifta scotinì (dt. „immer dunkle Nacht“) und verweist auf die desorientierende, umfassende Dimension des Todes und die Vergänglichkeit des Lebens.
Die Arbeit besteht aus zwei sich ergänzenden Elementen: einem künstlerischen Dokumentarfilm mit Zeitzeugnissen, Archivmaterial und Material aus der Region Salento sowie einer mehrkanal Installation. Im Zentrum steht eine digitale Spurensuche nach dem alten Ritual der Totenklage (chiangimuerti), die mithilfe von Fotografie, Video, 3D-Scans, Programmierung und KI in einen spekulativen Blick auf gegenwärtige und zukünftige Bestattungskulturen überführt wird.
Die Tradition der chiangimuerti oder prefiche – professionelle Totenklägerinnen, deren Wurzeln bis ins antike Ägypten und Griechenland reichen – war ein fast ausschließlich weibliches, emanzipatorisches Rollenbild in patriarchalen Gesellschaften. Als letzte Hüterinnen mündlich überlieferter, heidnischer Rituale starben sie in den letzten Jahrzehnten aus. Die Arbeit versteht sich daher auch als Versuch, dieses kulturelle Erbe zu bewahren und zeitgemäß weiterzudenken.
Jurystatement:
Die Jury überzeugte das Projekt Tutta Notte Buia der Künstlerinnengruppe MAalex, bestehend aus Martina Pizzigoni und Alessia Fallica, die Interface Cultures an der Kunstuniversität Linz studieren. Die Künstlerinnen setzen sich sprichwörtlich mit „unserer letzten Reise“ auseinander. Inspiriert von Alessia Fallicas kulturellem Hintergrund in Süditalien, zielt das Projekt darauf ab, traditionelle Trauerrituale in digitale performative Kunst zu verwandeln. Tutta Notte Buia wurde aufgrund seiner innovativen Verbindung von Tradition und moderner Technologie ausgewählt.
Das Projekt bietet eine ungewöhnliche Perspektive auf Trauer und Gemeinschaft im digitalen Zeitalter und eröffnet neue Wege der kulturellen und emotionalen Auseinandersetzung. Die Forschung von MAalex konzentriert sich auf die sozial-anthropologischen Dimensionen der menschlichen Natur, mit besonderem Interesse am kulturellen Erbe und dessen Übergang in neue Paradigmen durch digitale Technologien.
Tutta Notte Buia soll in Form einer interaktiven Installation umgesetzt werden und wird so zu einer immersiven Erfahrung für die Besucher:innen.
Jury: Reinhard Gattinger (Kunstbeauftragter Energie AG), Alexandra Grausam (Kuratorin, Leiterin „das weisse haus“ in Wien bis 2023 und von „Away Art Residencies“ für das BMKÖS), Peter Hauenschild (Künstler, Lektor Kunstuniversität Linz), Maria Venzl (Kuratorin OÖ Landes-Kultur GmbH)